"Im Jugendarrest" heißt der neue Comicband der Berliner Künstlerin, Illustratorin und Kinderbuchautorin Patricia Thoma. Das Werk soll aufzeigen, wie der Jugendarrest für Heranwachsende in Deutschland aussieht und mit welchen Biografien, Herausforderungen und Hoffnungen die Jugendlichen täglich konfrontiert sind.
Entstanden ist der Band in enger Zusammenarbeit mit jungen Menschen in der Arrestanstalt Berlin-Brandenburg. Über ein Jahr lang traf sich Frau Thoma regelmäßig mit ihnen, um ihre Geschichten zu hören und gemeinsam künstlerisch umzusetzen. Unterstützt wurde sie dabei vom Bibliothekar der Einrichtung, der ihr als Ansprechpartner zur Seite stand. Die Bilder entstanden, indem Szenen mit den Jugendlichen gemeinsam nachgestellt, fotografiert und anschließend am Computer zu Comicbildern zusammengesetzt wurden. Die Jugendlichen pausten diese Bilder schließlich ab, mit der Freiheit, sich selbst zu verändern, etwa durch Muskeln, Bärte oder Brillen. So entstanden niedrigschwellige, aber selbstbestimmte Erfolgserlebnisse.
Die Jugendlichen setzten sich dabei mit verschiedensten Themen auseinander, etwa mit Arbeit, Bildung, Frauenbildern, Gewalt oder Schulabbrüchen und Suchtproblematiken. Sie berichten von familiären Bindungen, falschen Freunden, einer Sehnsucht nach Freiheit und dem Wunsch nach einem Neuanfang. Alles, was sie erzählten, wurde im Comic in ihrem eigenen Ton festgehalten. Patricia Thoma gelingt es, diese Stimmen hörbar zu machen, ohne die Opferperspektive aus dem Blick zu verlieren.
Sie möchte mit dem Buch erreichen, dass Vorurteile hinterfragt werden und Leser:innen verstehen, wie individuell jede Geschichte ist.
„Im Jugendarrest“ umfasst 96 Seiten, richtet sich an Leser:innen ab 14 Jahren und ist im Jacoby & Stuart Verlag erschienen. Der zweite Band soll in einer Strafanstalt entstehen. Weitere Informationen, auch darüber, wie Patricia Thoma es geschafft hat, Jugendliche dazu zu bringen, sich mit ihrer eigenen Situation künstlerisch auseinanderzusetzen, können Sie hier im studioeins-Interview mit Gesa Ufer nachhören.