Das EuroPris-Webinar 2025 "Juveniles in Detention" widmete sich aktuellen Entwicklungen im Jugendstrafvollzug in Europa. Expert:innen aus Schweden, den Niederlanden, Nordirland und Estland stellten dabei reformorientierte Konzepte vor, in deren Mittelpunkt nicht die Bestrafung, sondern die Entwicklung junger Menschen steht.
Seit 2016 verfolgen die Niederlande verstärkt ein Konzept, das auf kleine, gemeindenahe Einrichtungen mit maximal acht Plätzen setzt. Dort sollen Jugendliche die Möglichkeit erhalten, ihre schulische oder berufliche Ausbildung fortzuführen. Auf bauliche Sicherheitsmaßnahmen wie hohe Mauern oder Gitter wird bewusst verzichtet. Stattdessen basiert das Sicherheitskonzept auf der Gestaltung von Beziehungen. Einer Studie zufolge weisen 44 Prozent der Jugendlichen im niederländischen Jugendvollzug einen IQ unter 85 auf, was auf kognitive Entwicklungsverzögerungen hinweist und individualisierte Fördermaßnahmen erforderlich macht. Auch in Nordirland wurde ein grundlegender Kulturwandel vollzogen. Das bisherige Jugend- und Frauengefängnis Hydebank Wood wurde in eine „Secure College“ umstrukturiert – eine Bildungseinrichtung mit Sicherheitsvorkehrungen. Die dort untergebrachten Jugendlichen werden nicht mehr als „Gefangene“, sondern als „Studierende“ bezeichnet. Programme wie tiergestützte Pädagogik, handwerkliche Schulungen und Kooperationen mit lokalen Unternehmen sollen den Jugendlichen Perspektiven eröffnen.
Das Webinar verdeutlichte, dass verschiedene europäische Länder vor ähnlichen Herausforderungen stehen und unterschiedliche, aber in ihrer Ausrichtung vergleichbare Lösungsansätze verfolgen. Der Fokus liegt zunehmend auf Bildung, Beziehungsarbeit und individueller Förderung als zentrale Bestandteile eines modernen Jugendstrafvollzugs.
Weitere Informationen und eine Aufzeichnung des Webinars finden Sie hier.