Expert:innen warnen: Jugendhilfe stärken statt Altersgrenze senken

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Nach der aktuellen Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) ist die Zahl tatverdächtiger Jugendlicher - ohne ausländerrechtliche Verstöße - um 7,8 % gesunken. Im Bereich der Gewaltkriminalität ist sie jedoch gestiegen. Insbesondere bei Körperverletzungsdelikten verzeichnen Kinder (+10,3 %) und Jugendliche (+11,8 %) den höchsten Anstieg. Auch bei gefährlicher und schwerer Körperverletzung sowie bei Tötungsdelikten zeigt sich eine Zunahme bei unter 21-Jährigen. Auffällig sei zudem die spontane Gruppenbildung junger Menschen, häufig angeregt über soziale Netzwerke.

Dennoch warnen Fachleute wie Bernd Holthusen vom Deutschen Jugendinstitut vor Alarmismus: Langfristig sei der Anstieg weniger dramatisch als medial dargestellt, wichtig sei ein sachlicher Diskurs. Zentral sei, so Katja Fritsche, Leiterin der JVA Adelsheim, der Ausbau interdisziplinärer Strukturen wie den Häusern des Jugendrechts. Die Ursachen für Jugendkriminalität seien vielschichtig und erforderten mehr Jugendhilfe statt Jugendstrafe. Auch Daniela Kund, Leiterin der Kinder- und Jugendhilfe in Stuttgart betont, dass es individueller Maßnahmen statt pauschaler Lösungen bedürfe. Die bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen böten vielfältige Reaktionsmöglichkeiten, entscheidend sei jedoch die Stärkung der Jugendämter und der freien Jugendhilfe. Eine Herabsetzung der Strafmündigkeit auf unter 14 Jahren, wie sie Justizministerin Marion Gentges (CDU) zur Diskussion stellt, wird von Fachleuten überwiegend abgelehnt. Strafrechtliche Maßnahmen sollten stets das letzte Mittel sein. Kriminologe Wolfgang Stelly verweist auf die geringe Resozialisierungswirkung von Haftstrafen im Jugendalter und betont, Gefängnisse seien kein geeigneter Ort für die Resozialisierung und Entwicklung junger Menschen.

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